Info-Veranstaltung des SPD-Gemeindeverbandes Herrstein-Rhaunen
Dr. Martin Mörsdorf, Leiter der Forschungsabteilung und stellvertretender Amtsleiter des Nationalparks Hunsrück-Hochwald, referiert zu den auch im Hunsrück sichtbaren dramatischen Folgen des Klimawandels
Allen Ignoranten und Leugnern zum Trotz: der Klimawandel ist auch in unserer Heimat angekommen und sichtbar. Information tut not um Verständnis für die notwendigen Maßnahmen zu wecken und zum Mitmachen anzuregen.
Der SPD-Gemeindeverband Herrstein-Rhaunen lud am 20. Januar 2024 zu einer Informationsveranstaltung in das Wasserwissenswerk Katzenloch ein. Der fachkompetente Referent Dr. Martin Mörsdorf referierte über die Auswirkungen der Klimakrise weltweit und im Besonderen in der Region und im Nationalpark.
In seiner lebhaften Präsentation schlug Dr. Mörsdorf einen großen Bogen: Bereits 1896 habe der schwedische Nobelpreisträger Svante Arrhenius einen weltweiten Temperaturanstieg prognostiziert, ausgelöst und beschleunigt durch Kohlendioxid das die Menschheit überwiegend durch die Verbrennung fosiler Produkte freisetzt.
Heute seien die Auswirkungen und der Zusammenhang offensichtlich, für viele sichtbar und daher nicht mehr zu leugnen: Die Meereisfläche verkleinert sich rapide. Das Verschwinden der Gletscher hat dramatische Ausmaße angenommen und ist wohl nicht mehr aufzuhalten. Der Meeresspiegel ist im Vergleich zur vorindustriellen Zeit schon um circa 20 Zentimeter gestiegen. Der Verlust an Artenvielfalt hat dramatische Ausmaße angenommen. „Ich habe einen zweijährigen Sohn. Viele Tiere, die heute leben, wird er nicht mehr kennenlernen“, befürchtet Mörsdorf in einem dramatischen Blick in die Zukunft.
Die Klimakrise ist in unserer Heimat angekommen
„Etwas, das leider nicht groß thematisiert wird: Es sterben Menschen – weil ab einer gewissen Temperatur in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit die Situation für alte Menschen oder solche mit Vorerkrankungen lebensbedrohlich ist.“
Die Klimakrise ist längst auch in Rheinland-Pfalz und im Hunsrück angekommen. Auch der Nationalpark werde stetig wärmer und die Zeiten extremer Dürre häufiger. Es gebe immer häufiger die Situation, dass es entweder zu trocken ist, oder durch die Starkregenereignisse das Wasser zu rasch abfließt und somit dem Grundwasserkörper verloren gehe. Gerade im Sommer fehle der Natur und den Menschen dann das lebenswichtige Wasser.
Dem Nationalpark komme eine wichtige Rolle im Kampf gegen Er wärmung und Trockenheit zu. Denn Naturwälder seien unempfindlicher gegen Hitzeperioden. Das nicht mehr entfernte Totholz speichere Feuchtigkeit. Die Moorrenaturierung, wie sie im Nationalpark vorgenommen werde, sei ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, da Moore enorme Mengen CO 2 speicherten.
Artenreiche Biotope, wie sie im Nationalpark vorkommen, seien wesentlich widerstandsfähiger gegenüber Trockenperioden, „denn verschiedene Pflanzenarten helfen und unterstützen sich tatsächlich gegenseitig, um Dürreperioden besser zu überstehen. Die Wurzeln der Eichen reichen tiefer. So kommen sie auch noch an tiefe Grundwasserschichten heran. Dabei öffnet ihr Wurzelgeflecht Spalten im Boden, an denen das Wasser aufsteigt, so dass beispielsweise die flacher wurzelnden Buchen davon profitieren. Gemeinsam spenden sie sich zudem Schatten und kühlen über die Blattverdunstung ihren Lebensraum“, berichtete Mörsdorf aus seiner Forschung.
„Auf Vielfalt zu setzen, ist aus ökologischen wie ökonomischen Gründen sinnvoll.“
Dr. Martin Mörsdorf
Beängstigende Zukunftsperspektiven
Die größten Sorgen macht sich der Wissenschaftler um die zukünftigen Generationen: „Im Jahr 2022 betrug die weltweite Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit im Mittel etwa 1,1 Grad.“ Somit werde ein heute 70-jähriger Mensch im Verhältnis wenig von den zukünftigen verheerenden Folgen der weiteren Temperaturzunahme erleben. Ganz anders sehe es jedoch bei den Kindern aus, die in den 2020er-Jahren geboren werden. Auf diese werden schlimmste Szenarien zukommen, warnt der Referent. Und deswegen gingen sie zurecht auf die Straße. „Ihre Perspektive ist wirklich beängstigend.“ Somit sei es für jeden Einzelnen wichtig, etwas dagegen zu unternehmen. „Wir müssen Treibhausgase reduzieren“, lautete Mörsdorfs Appell an das Publikum.